WIR. Bodensee-Weiderind

Damit die männlichen Kälber unserer Milchviehherden nicht wie üblich auf dem Viehmarkt landen, arbeiten WIR. Milchvieh- und Weidemastbetriebe Hand in Hand. So können männliche und weibliche Kälbchen bei Muttertieren trinken und in ihrer Heimatregion aufwachsen. Nach rund zwei Jahren mit viel Auslauf im Grünen werden unsere jungen Weiderinder direkt in der Region geschlachtet und verarbeitet.

Eine Kuh gibt nur dann Milch, wenn sie auch jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringt. Während die weiblichen Kälber in die Reihen der Milchkühe nachrücken, werden die meisten männlichen Kälber für kleines Geld auf dem Viehmarkt verkauft. Denn ihre Aufzucht ist im Vergleich zum Fleischerlös recht kostspielig. – Für die WIR. Milcherzeuger eine unbefriedigende Praxis, für die es ökologisch konsequente Alternativen zu entwickeln gilt.

„Wenn wir die männlichen Kälber, die unsere Milchkühe zur Welt bringen, nach wenigen Wochen verkaufen, haben wir nicht mehr in der Hand, welche Transporte ihnen anschließend zugemutet werden oder in welchen Mastbetrieben im In- oder Ausland sie landen“, sagt Milchbauer Markus Pfister vom Hof Höllwangen.

Die meisten Milchbetriebe haben weder die notwendige Stall-, Weide- und Futterkapazität noch genug Zeit, um auf Dauer sämtliche Kälber selbst aufzuziehen und deren Fleisch in Eigenregie zu vermarkten. Deswegen haben die WIR. Milchbetriebe nach Wegen gesucht, die Kälber auf Demeter-Höfen in der Region zu halten.

Inzwischen arbeiten Milchviehbetriebe, die selbst nicht genügen Wiesen und Zeit für die Kälbermast haben, mit Höfen zusammen, die auf Weidemast spezialisiert sind.

Poster zum Ausdrucken in A4 oder A3.
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  • Kälber-Glück

    WIR. Weiderind-Kälber werden von Muttertieren gesäugt. Auch dürfen sie fast ein halbes Jahr bei ihrer Mutterherde im Milchviehbetrieb bleiben.

  • Feed no Food

    WIR. Weiderinder fressen vor allem Gras, kein Getreide oder Mais.

  • Premium-Fleisch

    Kälber und Jungrinder haben viel Auslauf auf der Weide und dürfen in Ruhe wachsen.

  • Regional-organisch

    Futter, Milch, Fleisch und Dung für den Ackerbau werden im ökologischen Kreislauf gedacht.

  • Kurze Wege

    Milchviehhaltung, Weidemast und Schlachtung in der Nachbarschaft.

  • Bruder-Tierwohl

    Auch männliche Kälbchen dürfen in der Mutterherde aufwachsen und in ihrer Heimatregion bleiben.

  • Zweinutzungs-Rassen

    Die Züchtung der Höfe geht in Richtung von Zweinutzungsrassen, die in einem ausgewogenen Verhältnis Milch geben und Fleisch ansetzen.

  • Natürliche Landschaftspflege

    Haltung auf großzügigen Grasflächen, die sich nicht für Ackerbau eignen, Lebensraum für Insekten bieten und CO2 binden. Keine Ackergifte. Keine Überdüngung.

Hier grasen unsere Kälber und Weiderinder

Milchviehbetriebe

Weidemastbetriebe

Verarbeitung

  • Schlachtung + Fleisch-Verarbeitung: Fairfleisch GmbH beim Schlachthof Überlingen
  • Wurst-Verarbeitung: Landmetzgerei Lallathin, Herdwangen-Schönach

Weidemast

Ein knappes halbes Jahr bleiben die Kälber bei ihrer Mutterherde im Milchviehbetrieb. Anschließend genießen sie rund zwei Jahre lang das Leben auf den grünen Weiden der Bodenseeregion – in offenen Ställen oder Ställen mit viel Tiefstroh und Platz in den Wintermonaten.

Dabei folgen die Weidemastbetriebe konsequent dem Grundsatz "Feed no Food": Die jungen Weiderinder fressen vor allem Gras. D.h. sie treten in keinerlei Nahrungsmittelkonkurrenz zum Menschen.

Zweinutzungstiere

Die Rechnung geht nur auf, weil in den Ställen der WIR. Milchbetriebe keine Turbo-Milchkühe stehen. Die Zucht der Demeter-Betriebe geht vielmehr verstärkt in Richtung von Zweinutzungsrassen, die in einem ausgewogenen Verhältnis Milch geben und Fleisch ansetzen (z.B. Fleckvieh, Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind, Orginal Braunvieh). Teilweise kreuzen die Milchbauern auch Bullen von Fleischrassen wie Limousin oder Hereford ein, um ein besonders gutes Fleisch zu erhalten.

Reinhard Fuchs auf den Weiden des Hofguts Brachenreuthe mit Markus Pfister vom benachbarten Milchviehbetrieb Hof Höllwangen.
© WIR. Bio Power Bodensee | Foto Petra Lohmer

Kälber dürfen bei Muttertieren trinken

Die WIR. Weiderind-Milchbetriebe praktizieren die mutter- und ammengebundene Kälberaufzucht. Das heißt die Kälbchen – weibliche und männliche – dürfen nach der Geburt rund vier Monate bei ihren Müttern oder Ammenkühen trinken.

„Wir können immer wieder miterleben, wie gut das natürliche Säugen am Euter, die körperliche Nähe und der soziale Kontakt den Kälbchen und den Muttertieren tun“, freut sich Markus Pfister vom Hof Höllwangen. Um das familiäre Beisammensein zu ermöglichen, waren einige Umbaumaßnahmen in den Ställen und Änderungen im Betriebsablauf nötig.

Erhöhter Aufwand für hohe Tierhaltungs-Standards

  • Die Milch, die Kälbchen trinken, kann nicht verkauft werden.
  • Zweinutzungstiere und das Einkreuzen von Fleischrassen bringen weniger Milchleistung als "Turbo-Milchkühe".
  • Die Kälberaufzucht erhöht den Futterbedarf.
  • Mutter- und ammengebundene Kälberaufzucht braucht mehr Platz im Stall und erhöht den Arbeitsaufwand.
  • Weidemastbetriebe in der Region brauchen ein Auskommen.

Ein wesentlicher Teil des Mehraufwands bei Milchviehbetrieben und Weidemast muss durch den Erlös aus der Fleischvermarktung gedeckt werden.

Milch-, Käse- und Fleisch-Genießer:innen, die sich für Fleisch von WIR. Weiderindern entscheiden, leisten einen wichtigen Beitrag für das Tierwohl und eine ökologisch konsequente Milchviehhaltung.

  • Ja zum Mehrpreis für mehr Tierwohl

Wo kaufen?

Zur Landkarte mit den Bioläden

Für maximale Transparenz im Bioladen

Bei den Frischfleisch-Zuschnitten vom WIR. Bodensee Weiderind lässt sich bei jedem Stück vom Etikett ablesen, auf welchem Weidemast-Betrieb aus dem WIR. Netzwerk das Tier aufgewachsen ist.

Aufkleber für Kühlgeräte in Bioläden, in denen WIR. Weiderind-Produkte erhältlich sind.
Gratis bestellbar im Online-Shop vom BODAN.

Gefördert im Rahmen der Bio-Musterregion Bodensee

Die Aufzucht männlicher Kälber stellt alle Milchviehbetriebe vor die gleichen Herausforderungen. In diesem Projekt, das alle Wertschöpfungsstufen vom Stall bis zum Einkaufskorb verbindet, können wir Lösungen für mehr Tierwohl und gesunde regionale Kreisläufe erproben, die auf andere Betriebe und Regionen übertragbar sind.

Daher hat die Bio-Musterregion die Initiatoren von Anfang an unterstützt. Regionalmanagerin Lucile Huguet hat viel Koordinationsarbeit übernommen und regelmäßige Treffen der Beteiligten organisiert. Darüber hinaus hat die Bio-Musterregion zu einer Reihe von Veranstaltungen eingeladen, um für besondere Fleischqualitäten zu sensibilisieren und zum Thema Weidemast und Fleischqualität zu schulen.

Was bedeutet nachhaltiger Fleischkonsum? Akteur:innen aus der Region antworten.